Speedys Filmtagebuch


Speedys Filmtagebuch - Die Tiefseetaucher

Die Tiefseetaucher

 

Die Tiefseetaucher

Gesehen am:
21.03.2005

Wo gesehen:
Traumpalast Waiblingen

  Review:
Der Dokumentarfilmer Steve Zissou (Bill Murray - Lost in Translation) ist schon lange im Geschäft und legt trotz seiner allgemeinen Planlosigkeit einiges an Routine zu Tage. Bei seiner letzten Forschungsreise ist allerdings eines seiner Crewmitglieder auf tragische Weise ums Leben gekommen. Sein Kollege und auch bester Freund Esteban wurde von einer bisher völlig unbekannten Hai-Art, dem Jaguarhai, gefressen.
Steve trommelt nun erneut seine Crew, bestehend aus der schwangeren Journalistin Jane Winslett-Richardson (Cate Blanchett - The Aviator), seinem treuen deutschen Gefährten Klaus Daimler (William Dafoe - Spider-Man), seinem ihm bis vor wenigen Stunden völlig unbekannten Sohn Ned Plimpton (Owen Wilson - Starsky & Hutch) und einigen, nicht bezahlten, Praktikanten zusammen, um an dem Hai Rache für den Tod seines Freundes zu üben …

Ok, all diejenigen die mit dem Namen Wes Anderson nicht anfangen können, seien vorab schon gewarnt: Das Wort "Mainstream" oder auch allgemein zugänglicher Film ist diesem Regisseur, wie er mit "Die Tiefseetaucher" erneut beweist, ein absolutes Fremdwort. War die Komödie rund um die Familie Tenenbaum schon, ich sag es mal vorsichtig, "etwas anders", so setzt er mit seinem neuen Film noch eins drauf. Einen wirklich Zugang zu "The Life Aquatic with Steve Zissou" - so der Originaltitel - zu finden, gestaltet sich als äußerst schwierig.

Beginnen wir mit Klaus Daimler, gespielt von William Dafoe. Dieser etwas zurückgeblieben und liebenswerte Kerl mit dem Verstand eines Kleinkindes stellt so was wie den Pausenclown dar. Sein in der deutschen Fassung des Films schwäbischer Akzent sorgt zusätzlich dafür, dass diese Person nicht wirklich ernst zu nehmen ist. In den weiter nördlichen Regionen von Deutschland könnte die eine oder andere Aussage von ihm auch nur unverständliches Stirnrunzeln hervorrufen.
Der Sprecher erinnert sehr stark an den "Yeti aus Monster AG", ich kann aber nicht mit Gewissheit sagen ob es derselbe war. Als Schwabe jedenfalls sehr amüsant, seinen Ausdrücken zu lauschen.

Weitere Hauptpersonen stellen die Journalistin, gespielt von Oscarpreisträgerin Cate Blanchett und der Sohn von Steve Zissou, Mr. Dauergrinser Owen Wilson dar. Hier herrscht etwas verkehrte Welt. Frau Blanchett versucht im Gegensatz ihrer sonstigen Rollen witzig zu sein und Mr. Wilson möchte in "Die Tiefseetaucher" gerne ernst genommen werden. Zumindest glaube ich das so richtig verstanden zu haben, ganz sicher sein kann man sich bei Wes Anderson allerdings nie. Beiden Schauspielern gelingt dies jedoch mehr schlecht als recht. Blanchett, die ehemalige Galadriel aus Herr der Ringe, ist nicht wirklich komisch und Owen Wilson, der ansonst fast ausschließlich an der Seite von Ben Stiller zu sehen ist, ist als Komödiant auch deutlich mehr in seinem Element. Den beiden Personen konnte ich jedenfalls recht wenig abgewinnen. Zwar bringt der Sohn von Steve Zissou ein wenig dramatische Momente in den ansonsten recht seicht wirkenden Film, dies jedoch erst gegen Schluss.

Wenn es einen Fixpunkt im Film von Wes Anderson gibt, dann ist dieser sicherlich bei Bill Murray zu suchen. Hatte er in "The Royal Tenenbaums" noch einen sehr kleinen Part, so steht er dieses Mal im Mittelpunkt des grob nach dem Stil zu urteilenden in den 60er oder 70er spielenden Films. Sich als Zuschauer mit Steve zu identifizieren, ist bei allen Personen des Films vermutlich noch am einfachsten. Einerseits versucht er auf die Personen um ihn herum sehr selbstsicher und wie ein echter Führer zu wirken, weiß aber selbst, dass dies nur eine Fassade ist. Zu sehr ist er auf die Hilfe von anderen angewiesen und sogar die Journalistin scheint sich in Naturfragen besser auszukennen als der Wissenschaftler. Dass in Wahrheit seine Frau die Fäden bei den Expeditionen im Hintergrund in der Hand hat, ist längst ein offenes Geheimnis.

Wie lässt sicher eine etwas schwer zugängliche Komödie - mit extrem schrägen Charakteren - auch abseits der sonst üblichen Rollen einiger Schauspieler, einordnen? Eine Frage die sich pauschal sicherlich nicht beantworten lässt. Die zum Teil noch hervorkommenden, beinahe schon dramatischen Momente in der Vater Sohn Beziehung zwischen Steve und Ned machen dies auch nicht gerade leichter. Einerseits möchte Steve gerne, dass Ned seinen Nachnamen annimmt, andererseits erlaubt er ihm aber nicht ihn Daddy zu nennen. Nur eine der unlogischen Momente in einem insgesamt etwas unlogisch wirkenden Film. Nachdem der Regisseur allerdings schon den zweiten Film in dieser Art abliefert, ist dahinter durchaus Absicht zu vermuten.

Mit aller Gewalt objektive Beurteilungen der Filme waren nie der Grundgedanke meines Filmtagebuches und besonders beim hier besprochenen Film ist mir dies auch nicht möglich. Ich für meinen Teil kann sagen, dass mir "The Royal Tennenbaums" trotz, oder gerade wegen seiner schrägen Charaktere sehr gut gefallen hat und der Film auch durchaus einen gewissen roten Faden hatte, auch wenn dieser erst sehr spät zu erkennen war. Jedoch "Die Tiefseetaucher" war nicht mein Ding. Zu wenig zugänglich erschienen mir die Personen und die Story selbst. Einige beschränken sich sogar darauf nur aufgrund ihrer amüsanten Kleidung und Kopfbedeckungen aufzufallen. Auch der Soundtrack ist, mit in Portugiesisch interpretierten Songs von David Bowie, alles andere als normal. Aber wenn der Film eins nicht ist und auch nicht sein möchte, dann ist das normal. Wem dies zusagt ...
Meine Wertung: 4 von 10 Punkte
Action
Humor
Spannung
Anspruch

Durchschnittliche Userwertung: 6 Punkte

 

Kommentare:

BumBum (http://www.BumBum2000.de) hat den Film gesehen und schreibt am 22.03.2005 - 10:13 Uhr:
Oje, da bin ich jetzt wirklich mal gespannt was der Jochen über mir so schreibt. Der Film ist einfach nur superstrange. Weder habe ich verstanden was er eigentlich aussagen will noch in welche Kategorie man den denn stecken soll. Schon "Die Royal Tenenbaums" war ja alles andere als ein Mainstreamfilm (der mir wirklich sehr sehr gut gefallen hat) aber "Die Tiefseetaucher" hab ich einfach nicht verstanden. Er ist kein Drama, keine wirklich Komödie .... irgendwie ein Mischmasch. Ich fand den Film nicht schlecht, vorallem hat er etliche Situationskomische Szenen und ist auch nicht wirklich langweilig, aber der Sinn erschließt sich mir einfach nicht. Abschließend kann ich nur sagen, dass dör Klaus schon nos Beschde war on der Film greddet hat.
Da bin ich mal auf die anderen Meinungen gespannt.

Meine Wertung: 6 von 10 Punkte


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